Die Gutenberg-Presse in der Schule
In einer evangelischen Schule sollte ein Buch im Mittelpunkt stehen: die Bibel.
So findet man dieses Buch in vielfältiger Form auch am Evangelischen Bildungscampus Dettmannsdorf, als Lutherbibel, als Kinderbibel, als Gideon-Bibel, als Hörbibel oder Malbuch. Aber nicht der bloße "Gegenstand" Bibel gehört in unsere Schule, sondern auch der "gelebte Inhalt" macht das Christliche dieser Schule aus.
Die Schüler beschäftigen sich bereits ab der fünften Klasse mit der Entstehungsgeschichte der Bibel, mit einzelnen Geschichten daraus und natürlich mit der Wirkungsgeschichte der Bibel.
Ihnen ist auch bekannt, wie die Bibelübersetzung Martin Luthers die Texte verständlich machte und zu einer enormen Verbreitung der Bibel führte. Bei diesem Siegeszug der Bibel darf aber eines nicht vergessen werden: die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg, die einen Buchdruck in so hoher Auflagenzahl erst möglich machte.
Um die Geschichte des Buchdrucks anschaulicher kennen zu lernen, nutzte unserer Schule das Angebot des Vereins zur "Verbreitung der Heiligen Schrift" aus Eschenburg, mit dem Nachbau einer mittelalterlichen Gutenberg-Presse und vielen weiteren Materialien zum Thema, die Schule zu besuchen.
Anfang Juni kamen die SchülerInnen der vierten bis siebten Klassenstufe in den Genuss, mit Bernd Schlawer und seiner Frau eine Reise ins Mittelalter zu unternehmen.
Als die ersten SchülerInnen den vorbereiteten Raum betraten, staunten sie nicht nur über die große Holzpresse, sondern über eine kleine Ausstellungsreihe zur Entwicklung von Bibeldrucken bis in die Neuzeit.
In mittelalterlicher Kleidung erzählte Bernd Schlawer in lockerer und freundlicher Weise über die Geschichte der Bibel, über Luthers Entdeckung im Römerbrief und über Johann Gutenberg und seine neue Technik. Er sprach davon, wie Gutenberg die Idee entwickelte, statt Buchenstäbchen Metallstäbchen für die Buchstaben zu benutzen.
Die SchülerInnen sahen seltene Bibelexemplare, z.B. eine Beutelbibel, eine Bibel mit Kette und Schloss, um sie vor Diebstahl zu schützen und eine 300 Jahre alte Bibel. Wie winzig klein heutzutage eine Bibel sein kann, konnten die SchülerInnen aus den Ausstellungsmaterialien erfahren. Etwas Besonderes war der Ablassbrief, den Herr Schlawer zeigte. Sie wussten bereits aus dem Religionsunterricht, dass diese Briefe u.a. der "Stein des Anstoßes" für Luther waren, um seine
95 Thesen zu veröffentlichen. Das war Luthers bahnbrechende Erkenntnis, dass Gottes Gnade nicht käuflich ist, sondern der Glaube allein und die Hinwendung zu Gott den Menschen von Sünden befreit.
Selbst drucken zu können wie im Mittelalter, darauf freuten sich die SchülerInnen natürlich besonders. Herr Schlawer erklärte zunächst die Funktionsweise der Spindelpresse. Diese Technik hatte sich Gutenberg bei der Presse der Weinbauern abgeguckt. Die Druckerfarbe musste mit großen Stempeln auf die Druckplatte aufgetragen werden. Für die Betätigung des Druckerhebels brauchte man viel Kraft und es musste schnell gehen. Deshalb stand das Wappentier der Drucker aus Holz oben auf der Presse: ein Mischwesen aus Löwe für die Kraft und Greif für die Schnelligkeit.
Jetzt durfte jeder selbst den Psalm 23 in gotischer Schrift drucken und in einer schön gestalteten Mappe mit nach Hause nehmen. Die anderen SchülerInnen konnten in der Zwischenzeit ihre Namen in altdeutscher Schrift mit Stempeln drucken oder bei Frau Schlawer etwas aus der Keilschrift übersetzen und dafür kleine Preise gewinnen.
So anschaulich und hautnah das bis heute meist gedruckte Buch erleben zu können - das hat begeistert und für viel Erzählstoff gesorgt.
P. Skottki